Page 13 - Wangerland Flaschenpost 1 2024
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„Es ist ein Wald,
der so geworden
Die Herausforderung Der junge Wald
Die Herausforderung war also: Was soll- ist, wie ich mir das Der Hooksieler Wald ist jung, kein Baum
ten die Förster auf diesem salzbelasteten vorgestellt habe.“ ist älter als 40 Jahre. In diesen vier Jahr-
Boden überhaupt anpflanzen? Erfah- zehnten hat sich aber vor allem gezeigt,
rungen mit Aufforstungen von salzbe- Berndt Kriebitzsch dass der kleine Forst – obwohl so nah an
lasteten Flächen seien damals so gut wie der Nordsee – überlebensfähig ist. Zwar
nicht vorhanden gewesen, berichtet der gebe es Probleme mit den Eschen, sagt
ehemalige Forstamtsleiter. Zwar habe es Die Korsen im Wangerland Kriebitzsch; das sei aber überall der Fall.
vereinzelte Erfahrungen gegeben, aus Der Plan schien aufzugehen. Die ersten Ansonsten aber gelte: Die Eiche wachse
Schleswig-Holstein und den Nieder- Aufforstungen auf dem Sichtschutz- hier hervorragend, ebenso Erle, Pappel,
landen, aber mehr auch nicht. Ein Zufall deich sahen gut aus – bis die trockenen Ahorn und Linde.
kam zu Hilfe: „Ich hatte zum Glück noch Sommer 1982 und 1983 kamen. Ein gro-
eine Doktorarbeit über die Salzverträg- ßer Teil der jungen Bäume vertrockne- Es handelt sich übrigens nicht um einen
lichkeit von Baum- und Straucharten, im te und ging ein. Was nun? Im Forstamt reinen Sichtschutz zur Industrie oder
Zusammenhang mit der Besalzung von überlegte man, wie es weitergehen um einen Erholungswald. Die Fläche
Straßen bei Glatteis“, so Kriebitzsch. Das kann, und suchte nach Beispielen. „Ich wird nach forstlichen Grundsätzen be-
half schon mal ein wenig. kannte Bilder von Schwarzkiefern auf wirtschaftet, das heißt, es wird auch
Sanddünen in Dänemark, die hervorra- Holz geschlagen. Zum Ernten sind die
Ansonsten habe man eben geguckt, gend aussahen“, erzählt Kriebitzsch. Das allermeisten Bäume noch viel zu jung.
was in dieser Gegend schon wächst und wollte man auch in Hooksiel machen. Eichen etwa müssen mindestens 150
grundsätzlich mit den Gegebenheiten Drei Herkunftsgebiete dieser Baumart Jahre alt sein, Ahorn und Erle etwas we-
klarkommt. Danach wurden dann die habe es zur Auswahl gegeben, schiebt niger. Brennholz aber wird schon jetzt
Planungen gemacht. Die Voraussetzung er noch hinterher: die österreichi- aus dem Wald verkauft.
war allerdings stets, dass der Boden sche, die korsische und die kalabrische
durch Regen schon so weit entsalzen Schwarzkiefer. Auch Wild hat sich hier angesiedelt. Es
war, dass die Belastung nur noch gering gibt Kaninchen und auch Rehwild, das
war. Der Niederschlag spült den Boden Geeignet erschien vor allem die korsi- hier über die Jahre eingewandert ist.
durch und transportiert das Salz auf die- sche Schwarzkiefer und die fühlt sich Bei diesem Waldspaziergang mit Berndt
sem Wege ab. Zusätzlich wurden in etwa am Nordseestrand offenbar auch wohl. Kriebitzsch lässt sich zwar kein Wild be-
zwei Meter Tiefe Drainagen gelegt, um Seid Jahrzehnten schon. „Die wächst obachten, doch der ehemalige Forst-
den Prozess zu beschleunigen. Schließ- hier hervorragend“, sagt der Förster, amtsleiter ist dennoch tief zufrieden:
lich wurde Bodenproben entnommen „im Schutz der korsischen Schwarzkiefer „Mein Herz hängt natürlich am Hooksie-
und der Boden auf seinen Salzgehalt ist das Laubholz gut hochgewachsen. ler Wald, weil ich das hier geplant, auf-
überprüft. Dort, wo er schon niedrig Insgesamt haben wir auf dem Sicht- geforstet und gepflegt habe. Es ist ein
genug war, wurde mit dem Pflanzen schutzdeich heute eine bunte Mischung Wald, der so geworden ist, wie ich mir
begonnen. Zunächst war das vor allem aus Schwarzkiefer mit verschiedenen das vorgestellt habe.“
oben auf dem Sichtschutzdeich. Laubbaumarten.“
www.hooksiel.de/anker
Tel.: 04425 - 991783
Flaschenpost — Gästezeitung 04/23 13