Page 14 - Wangerland Flaschenpost 1 2023
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#LAND UND LEUTE
arum in grauen Betonunterstän- Erlaubt ist, was gefällt einer Weide; da er es aber selbst nicht
W den auf den nächsten Bus war- „Wir hatten schon Kita-Kinder, Grund- habe malen wollen oder können, sei
ten, wenn es auch etwas freundlicher schüler, Jugendliche und auch eine auch nichts draus geworden.
geht? Im Wangerland greifen Einheimi- 72 Jahre alte Dame“, berichtet Müller. Es gibt sogar Mehrfachtäter, Elke Deb-
sche und Touristen seit Jahren zu Pinsel Hauptsächlich Einheimische, aber ver- bag zum Beispiel. Sie hat in den ver-
und Farbe und sorgen für mehr Unter- einzelt auch Urlauber. Drei jugendliche gangenen Jahren schon zwei Häuschen
haltung beim Warten. Eine Eigenini- Camper in Schillig fanden die Idee wohl bemalt. Die Rentnerin zog vor elf Jahren
tiative der Bürger, denen das triste Grau so gut, dass sie sich auch auf den Beton- aus Köln an die Küste, sie wollte unbe-
einfach nicht mehr reichte.
wänden verewigen wollten. Nach einer dingt an der Nordsee wohnen. Und die
Wer die Küstenstraßen im Wangerland Anfrage bei der Lenkungsgruppe Erde Idee mit den bunten Häuschen fand sie
entlangfährt, wird am Straßenrand aller- und Flut ging’s dann auch los. prima. Nach eigenem Bekunden ist sie
lei Szenen zu Ge- öfter mit dem
sicht bekommen: Bus unterwegs
Blumenwiesen, und ärgerte sich
Schafherden, Un- auch über die
terwasserwelten, grauen Wände.
und gut bestück- Mehr Schnell war klar:
auch eine gute
Stube samt Sofa
„Ich wollte gern
tem Bücherregal mein eigenes
Wartehäuschen
tauchen auf. Die bemalen!“ Mit
Szenen schmü- Schafen, wegen
in der Gemein- FARBE der nahen Deich-
cken die Bus-
wartehäuschen
schäferei. Mittler-
zweite fertig, in
de, sie sollen für weile ist auch das
mehr Farbe im am Straßenrand diesem Fall ist es
Nahverkehr sor- ein Unterstand
gen. „Wir ha- für Radler und
ben uns die Ver- Wanderer gleich
schönerung des Grundsätzlich gilt: Jeder malt, so gut er hinter dem
Wangerlands vorgenommen“, erklärt kann. Manchmal wird unter Anleitung Deich. Die Szene: Eine gute Stube, mit
Anke Müller aus Hooksiel. Sie gehört zur einer Künstlerin gemalt, manchmal auch Sofa, Bildern an der Wand, einem Fens-
„Lenkungsgruppe Erde und Flut“, ei- frei Schnauze. Das trifft nicht nur auf Zu- ter und einem Bücherregal. Bei Wind
nem losen Zusammenschluss von Wan- stimmung: So hat sich auch schon mal und Regen könnte man hier tatsächlich
gerländern, denen die teils schon recht ein Anwohner bei der Lenkungsgruppe den Eindruck gewinnen, es warm und
heruntergekommenen Wartehäuschen gemeldet und das neue Erscheinungs- gemütlich zu haben.
ein Dorn im Auge waren. Trauriges Be- bild des Buswartehäuschens bemän-
tongrau, manchmal versehen mit Rest- gelt. Müller zuckt dazu mit den Schul-
Gemütliche Ferienwohnungen beständen alter Graffitis oder anderer tern: Allen könne man es eben nicht
für 1 - 5 Personen Schmierereien - so sollte es nicht wei- Wer Lust hat, selbst zu Pinsel und
tergehen an den Straßen, befand man recht machen, und passiert sei nun mal Farbe zu greifen, kann sich per
www.fewo-hooksiel.de passiert. In einem anderen Fall, so schil-
und startete 2012 einen Aufruf: Wer Lust dert sie, habe ein Anwohner sich ein E-Mail an die Lenkungsgruppe
hatte, die Häuschen zu bemalen, sollte bestimmtes Motiv gewünscht, Ponys auf wenden: info@erdeundflut.de
sich nur melden, Farbe und Material
würden zur Verfügung gestellt. Die Ge-
meindeverwaltung war einverstanden.
Die Idee fand ein Echo: Von den gut 50
Betonhäuschen in der Gemeinde sind
mittlerweile fast alle bunt, „nur zwei
oder drei sind noch nicht vergeben“,
sagt Anke Müller. In den vergangenen
zehn Jahren wurde also kräftig gemalt.
„Man muss nicht großartig nachbohren,
die meisten melden sich von selbst“,
berichtet sie. Auswahlkriterien für Ma-
ler oder auch Motive gebe es nicht.
Nur diese drei Regeln müssten befolgt
werden: An den Flächen dürfe nichts
Politisches, nichts Sexistisches und keine
Schützenhofstraße 27, 26441 Jever 04461 / 9229-0 baeckereiulferseden baeckerei_ulfers_eden
Werbung entstehen.
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